Allergietest

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Zahlreiche Menschen leiden an Allergien. Es handelt sich um eine Abwehrreaktion Ihres körpereigenen Immunsystems, gegen bestimmte Allergene. Die häufigsten Allergien sind Heuschnupfen, Tierallergien, Nahrungsmittelallergien, Insektenstichallergien oder Schimmelpilzallergien. Da die Symptome jedoch oft unspezifisch sind kann es länger dauern, bis die Allergie entdeckt wird. Es gibt verschiedene Testmethoden, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen möchten.

Die Diagnose in mehreren Etappen

Um eine Allergie sicher diagnostizieren zu können, braucht es mehrere Schritte. Zu Beginn führt der Behandler eine Anamnese durch. Sie als Patient berichten von Ihren Symptomen, wie oft sie auftreten und wie lange sie anhalten.

Mit einem Anamnese Fragebogen wird herausgefunden, ob Sie Medikamente einnehmen, wie Sie leben oder ob es erbliche Allergien in Ihrer Familie gibt. Bei Verdacht auf eine Allergie kann es hilfreich sein, wenn Sie ein Symptomtagebuch führen. Besteht die Vermutung einer Lebensmittelallergie, ist auch ein Ernährungstagebuch sinnvoll.

Anamnese
Patientin füllt einen Anamnesebogen aus | Bild: © pressmaster (Dmitrii Shironosov)/Depositphotos.com

Die Anamnese ist nur der Grundstein und stellt noch keine Diagnostik dar. Es müssen zusätzliche Tests vorgenommen werden, in Abhängigkeit von Ihren Symptomen. Mit Sensibilisierungstests und Blutuntersuchungen kann angezeigt werden, ob Ihr Körper eine Allergiebereitschaft auf diverse Stoffe entwickelt hat.

Meist beginnt die Diagnosephase mit einem Hauttest. Voraussetzung ist, dass Ihre Haut diesen Test erlaubt. Falls nicht, ist ein Bluttest die Alternative. Wenn überhaupt keine Ursache für Ihre Beschwerden entdeckt werden können, kann Ihr Behandler in letzter Instanz den Provokationstest durchführen. Blut- und Hauttests sind kein eindeutiger Nachweis einer Allergie. Sie dienen lediglich der Hinweisgebung oder können einen Verdacht untermauern.

Die verschiedenen Hauttests im Überblick:

Es gibt mehrere Arten von Hauttests beim Verdacht auf eine Allergie. Diese werden entweder vom Allergologen oder in vielen Fällen sogar vom Hausarzt durchgeführt.

Der Epikutan-Hauttest:

Wenn bei Ihnen der Verdacht einer Kontaktallergie besteht, wie zum Beispiel gegen in Modeschmuck enthaltene Nickelsalze, kann der Epikutantest weitere Hinweise liefern. Kontaktallergien zeigen einen verzögerten Symptombeginn, was die Diagnose erschwert. Beim Epikutan-Hauttest werden Ihnen Pflaster auf die Haut geklebt, die mit Allergenen behaftet sind. Dieses Pflaster bleibt für maximal 48 Stunden auf der Haut. Nach 24 Stunden, 48 Stunden und 72 Stunden erfolgt die Testablesung. Reagiert Ihre Haut mit Ausbildung von allergischen Symptomen, gilt der Epikutantest als positiv.

Der Prick-Test:

Pricktest
Pricktest | Bild: © AndrewLozovyi (Evgen Boyko)/Depositphotos.com

Zu den bekanntesten Hauttests gehört der Pricktest, der bei Allergien mit sofortiger Hautreaktion eingesetzt wird. Besteht der Verdacht auf eine derartige Allergie, kann der Behandler mit dem Pricktest den Verdacht bestätigen. Zu den Sofortallergien gehören beispielsweise Pollenallergien, Tierhaarallergien und Insektengiftallergien. Im Rahmen des Pricktests werden Allergene auf Ihre Haut getropft. Der Behandler piekst nun oberflächlich in die Haut und wartet 15 – 20 Minuten ab. Auf einem Kontrollfeld wird eine Lösung aufgebracht, die immer eine Reaktion hervorruft. Anhand dieser kann der Arzt beurteilen, ob Sie auf ein Allergen reagieren oder nicht.

Der Prick-zu-Prick-Test bei Lebensmitteln:

Der Prick-zu-Prick-Test funktioniert ähnlich wie der Pricktest, allerdings werden keine Lösungen mit Allergenen verwendet, sondern Nahrungsmittel. Der Behandler sticht mit einer Lanzette zunächst in das Lebensmittel und anschließend direkt in Ihre Haut. Die Wartezeit beträgt 15 – 20 Minuten und dann wird abgelesen, ob es eine Hautreaktion gibt.

Der Intrakutantest:

Der Intrakutantest unterscheidet sich vom Pricktest in der Anwendung. Die allergenhaltige Substanz wird direkt mit einer Spritze unter die Haut gespritzt. Geeignet ist dieser Test für die Entdeckung von Soforttypallergien. Es besteht ein erhöhtes Risiko für eine schwere, allergische Reaktion, daher wird dieser Test ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt.

Der Reibetest:

Es gibt Allergene, wie beispielsweise Schuppen von Tieren oder Latex, bei denen ein kurzer Hautkontakt bereits zum Auftritt der Symptomatik führt. Beim Reibetest wird der allergene Stoff auf der Haut verrieben oder dort fixiert. Nach 20 Minuten zeigt sich, ob Ihre Haut auf das Allergen reagiert.

Die verschiedenen Bluttests im Überblick:

Im Blut ist es bei einigen Allergenen ebenfalls möglich, Antikörper nachzuweisen. Diese Abwehrstoffe werden nur dann gebildet, wenn Ihr Körper auf ein Allergen reagiert. Zwei verschiedene Arten von Bluttests werden durchgeführt:

Der IgE-Bluttest:

Beim IgE-Bluttest wird Ihr Blut auf das Vorhandensein von IgE-Antikörpern untersucht. Jedes Allergen hat spezifische Antikörper, so dass bei einem Verdacht auch gezielt getestet werden kann. Als Referenzwert nutzt der Arzt den allgemeinen IgE-Antikörper-Wert und vergleicht ihn mit dem IgE-Antikörper-Wert eines bestimmten Allergens. Der Bluttest macht keine Angaben darüber, ob es bei Ihnen zu allergischen Symptomen kommt oder ob in Zukunft welche auftreten können. In einer Studie des Robert-Koch-Instituts wurde nachgewiesen, dass rund 50 Prozent aller erwachsenen Menschen gegen mindestens ein Allergen sensibilisiert sind. Im Vergleich dazu wurde nur bei 30 Prozent der Menschen eine Allergie festgestellt.

Bluttest
Bluttest | Bild: © AlexLipa (Alex Lipa)/Depositphotos.com

Der IgG-Bluttest:

Bei einer Allergie werden vom Körper verschiedene Antikörper gebildet. Nicht nur IgE- sondern auch IgC-Antikörper können entstehen. Die Testung auf IgC-Antikörper erfolgt immer dann, wenn es darum geht entzündliche Atemwegserkrankungen zu entdecken. Auch beim Test auf eine Nahrungsmittelallergie können die Antikörper einen ersten Hinweis geben. Es ist jedoch nicht ratsam, das Vorhandensein von IcG-Antikörpern als Alleinstellungsmerkmal für eine Allergie zu werten.

Die verschiedenen Provokationstests im Überblick:

Mit einem Provokationstest kann der Arzt eine Reaktion gezielt provozieren, um eine Allergie nachzuweisen. Oft geht dieser Testform eine Blutuntersuchung oder eine Hautuntersuchung voran. Der Provokationstest wird als letzte Möglichkeit eingesetzt, um bei unsicherer Genese der Symptomatik eine Allergie nachzuweisen.

Die orale Provokation:

Beim Verdacht auf eine Nahrungsmittelallergie, wird eine orale Provokation durchgeführt. Es bedarf strenger Sicherheitsvorkehrungen und in vielen Fällen wird der Test im Rahmen eines stationären Krankenhausaufenthalts durchgeführt. Sie erhalten Nahrungsmittel zugeführt, bei denen der Verdacht auf eine allergische Reaktion besteht. Durch Ihre körperlichen Reaktionen kann der Arzt Rückschlüsse auf eine eventuelle Allergie ziehen. Die Provokation dient dem Zweck herauszufinden, welche Nahrungsmittel bei Ihnen Symptome auslösen und welche Sie bedenkenlos essen können.

Die nasale Provokation:

Der nasale Provokationstest wird bei Heuschnupfenpatienten durchgeführt. Nicht immer ist klar, auf welche Pollen Sie allergisch reagieren. Daher wird das vermutete Allergen auf Ihre Nasenschleimhaut aufgebracht. Der Behandler kontrolliert nun, ob Sie einen Niesreiz entwickeln, die Schleimhäute anschwellen oder eine vermehrte Schleimbildung einsetzt.

Die inhalative Provokation:

Löst eine Atemwegserkrankung den Verdacht auf eine Allergie aus, kann die inhalative Provokation dabei helfen, diesen Verdacht zu bestätigen. Hierbei atmen Sie das Allergen über die Schleimhaut der Bronchien ein und nach einer kurzen Wartezeit wird ein Lungenfunktionstest durchgeführt. Besteht eine Auswirkung auf die Atmung, ist die Allergie hochwahrscheinlich.

Gibt es Alternativen für den Allergietest?

Viele Menschen leiden jahrelang unter unspezifischen Symptomen und wissen nicht, auf welches Allergen sie reagieren. Das macht natürlich empfänglich für Alternativmethoden, um den Allergenen auf die Spur zu kommen. Insbesondere in der Alternativmedizin werden weitere Testverfahren angewandt, die in der Schulmedizin keinen oder keinen ausreichenden Nutzen belegt haben.

Unter Heilpraktikern und Ärzten der Naturheilkunde werden alternative Tests durchgeführt. Hierzu gehört beispielsweise die Untersuchung von Haaren im Labor. Es gibt auch Testverfahren, die die Patienten in Eigenregie durchführen können. Über das Internet werden Testkits verkauft, bei denen der Patient entweder eine kleine Blutprobe oder eine Speichelprobe entnimmt. Diese schickt er dann an ein Labor und erhält eine Auswertung. Unter Medizinern sind diese Methoden jedoch unbeliebt, denn die Sicherheit der Tests ist nicht belegt.

Alternative Testmethoden, deren Nutzen nicht belegt wurde

In der Leitlinie zur Diagnostik von IgE-vermittelten Lebensmittelunverträglichkeiten werden mehrere Testverfahren angegeben, deren Nutzen wissenschaftlich nicht belegt werden konnte.

Die Bioresonanz-Methode

Bei der Bioresonanztechnik werden Sie mit Hilfe von Elektroden an ein Gerät angeschlossen. Dieses misst biophysikalische Schwingungen, die Störungen und Belastungen Ihres Körpers nachweisen sollen. Es gab in klinischen Studien bislang keinen Hinweis darauf, dass Allergien mit dieser Methode diagnostiziert werden können. Physiker bestätigen, dass bislang keine physikalische Grundlage für die Bioresonanz-Untersuchung nachgewiesen wurde.

Kinesiologie:

Im Rahmen der Kinesiologie wird die Muskelspannung getestet um herauszufinden, ob im Körper Belastungen durch eine Allergie vorherrschen. Laut Kinesiologie reagiert Ihr Körper mit Muskelanspannung, sobald Sie mit einer für Sie unverträglichen Substanz in Kontakt kommen. Selbst wenn das Allergen in einem Glas verschlossen in Ihrem Blickfeld steht, sollen diese Reaktionen auftreten. Ein erfahrener Kinesiologe soll in der Lage sein, die Spannungen nachzuweisen. Bislang ist diese Methode jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen und daher auch nicht anerkannt.

Die Elektroakupunktur:

Im Körper befinden sich verschiedene Akupunkturpunkte und Leitbahnen, die zur Messung von Strömen genutzt werden können. Bei der Elektroakupunktur wird die elektrische Spannung gemessen. Heilpraktiker gehen davon aus, dass es zu Strömungsstörungen kommt, wenn ein Allergen in den Strömungsbereich eingebracht wird. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Ansätze, die diese Methode belegen.

Der zytotoxische Leukozytentest:

Beim Leukozytenaktivierungstest werden Beschwerden durch den Konsum bestimmter Lebensmittel anhand der weißen Blutkörperchen beobachtet. Naturheilkundler gehen davon aus, dass sich die Leukozyten verändern, sobald Sie in Kontakt mit einem Allergen kommen. Es soll eine entzündliche Reaktion im Körper auftreten, die die Anzahl der Leukozyten erhöht. Um diesen Test durchzuführen, wird Ihnen Blut entnommen, welches dann mit Allergenen versetzt wird.

Was gibt es vor der Durchführung eines Allergietests zu beachten?

Bei Haut- und Provokationstests sollten Sie bedenken, dass starke, allergische Erscheinungen auftreten können. Wenn Sie sich krank fühlen oder eine Schwangerschaft besteht, sollten Sie keinen Allergietest durchführen lassen. Auch ist es wichtig, dass Sie während der Testphase nicht alleine sind und ein Arzt Sie überwacht.

Sobald Sie bemerken, dass allergische Symptome wie Halsschmerzen, Luftnot oder Ödeme im Bereich der Zunge auftreten, müssen Sie den Behandler darauf hinweisen. Diese Reaktionen weisen auf eine starke, allergische Reaktion hin und der Arzt kann Ihnen mit einem Antihistaminikum helfen.

Beachten Sie außerdem, dass das Testergebnis durch die Einnahme von antiallergenen Medikamenten verfälscht werden kann. Antihistaminika und Cortison müssen daher mindestens fünf Tage vor dem Test abgesetzt werden. Außerdem sollten Sie auf Cremes und Parfüms im Bereich der zu untersuchenden Stelle verzichten. Waschen Sie die Stelle am Morgen des Tests mit klarem Wasser und verwenden Sie keine fettigen Cremes oder sonstige Lotionen.


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