Radon – eine unterschätzte Gefahr

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Seit Jahrzehnten warnt das Bundesamt für Strahlenschutz vor den von Radon ausgehenden Gefahren. Das farb- und geruchlose, aber radioaktive Edelgas ist für einen Großteil der natürlichen Strahlung verantwortlich und kann Lungenkrebsverursachen. Alles Wichtige, was Sie über Radon wissen sollten, erfahren Sie im folgenden Ratgeber.

Was ist Radon?

Radon ist ein radioaktives chemisches Element. Der Name stammt vom lateinischen Radius und bedeutet Strahl. Das Symbol für Radon ist Rn. Im Periodensystem der Elemente findet sich Radon mit der Ordnungszahl 86 in der Hauptgruppe der Edelgase. Radon entsteht durch den Zerfall von Uran. Alle Isotope von Radon sind radioaktiv. Das stabilste unter diesen Isotopen ist Rn222. Dieses Isotop macht etwa 90 % aller natürlich vorkommenden Radon Isotope aus. Rn222 hat eine Halbwertszeit von ca. 3,8 Tagen. Entdeckt wurde Radon im Jahr 1900 von Friedrich Ernst Dorn.

Radon hat den höchsten Anteil am natürlichen Strahlungsaufkommen. Die jährliche durchschnittliche Strahlendosis pro Person durch Radon beträgt in Deutschland etwa 1,1 mSv/Jahr. Die terrestrische Strahlung hat dagegen nur einen Anteil von ca. 0,4 mSv/Jahr. Auch der Anteil der direkten kosmischen Strahlung ist mit weniger als 0,3 mSv/Jahr deutlich geringer.

Eigenschaften von Radon

Radon ist mit einer Dichte von 9,73 mg/cm3 das dichteste aller Edelgase. Es ist wie alle anderen Edelgase so gut wie nicht reaktiv. Nur mit Fluor kann Radon zu Radonfluorid reagieren. Bei Raumtemperatur ist Radongas geschmacklos, farblos und geruchlos. Unterhalb seines Schmelzpunktes hat Radon eine leuchtend gelbe bis orange Farbe. Wird es als Füllung für Gasentladungsröhren eingesetzt, erzeugt Radon ein rotes Licht.

Medizinische Anwendung von Radon

In der Medizin wird Radon verwendet, um mit unterschiedlichen Behandlungsmethoden das Immunsystem zu stärken und Schmerzen zu lindern. Beispielsweise in sogenannten Radon-Heilstollen, in denen die Patienten über mehrere Stunden einer hohen Radonkonzentration ausgesetzt sind. Einen ähnlichen Zweck verfolgen Radon-Heilbäder, bei denen die Patienten in radonhaltige Wasser das Element über die Haut aufnehmen. Dunst- und Luftbäder sind weitere Anwendungsmöglichkeiten. Wissenschaftlich konnte bisher jedoch noch keine positive Wirkung dieser Anwendung nachgewiesen werden. Auch das Umweltbundesamt und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) äußeren sich bislang sehr kritisch und zurückhaltend in Bezug auf die Wirkung der medizinischen Anwendung von Radon.

Welche Gefahren gehen von Radon aus?

Aufgrund seiner hohen Dichte sammelt sich Radon vermehrt in den unteren Stockwerken und den Kellerräumen von Gebäuden. Hier kann die Konzentration physiologisch bedeutende Mengen erreichen. Wird Radon eingeatmet, steigt das Risiko, durch die kontinuierlich entstehenden radioaktiven Zerfallsprodukte von Radon an Lungenkrebs zu erkranken. Radon-Zerfallsprodukte sind Schwermetalle, beispielsweise Bismut und Polonium. Sie können sich an in der Luft schwebenden Aerosolen anlagern und eingeatmet werden. 

Die Schwermetallatome zerfallen zum Teil selbst sehr schnell und geben dabei Alphateilchen ab. Diese Alphastrahlung ist zellschädigend. Bei einer hohen Radonbelastung der Raumluft besteht daher die Gefahr, an einem Bronchialkarzinom zu erkranken. Die Strahlendosis durch die Radon-Zerfallsprodukte ist lokal im Bereich der Bronchien am höchsten. Das letzte Zerfallsprodukt von Radon ist Blei, das nicht weiter zerfällt. Bei einer jahrelangen hohen Radonkonzentration in einem Keller bildet sich auf den Gegenständen im Raum eine metallisch riechende, dunkle Staubschicht mit einem hohen Bleianteil.

Radon Vorkommen in Deutschland

In Deutschland ist die Belastung mit Radon regional sehr unterschiedlich. Die Luftbelastung ist unter anderem von der Zusammensetzung und dem Vorkommen einzelner Gesteinsarten abhängig. Auch die Tiefe der Gesteinslagerstätten spielt eine Rolle. Regionen, in denen die Gesteinsschichten mit natürlich vorkommenden Uran tief im Boden liegen, zeigen in der Regel eine geringere Radonbelastung. Das beim Zerfall der Urans entstehende Radon erreicht in diesen Gebieten nicht die Oberfläche. Es zerfällt, bevor es an die Oberfläche gelangt.

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat Karten mit dem regionalen Vorkommen von Radon in Deutschland veröffentlicht. Die Mitte und der Süden Deutschlands sowie ein weiter Bereich rund um die Ostsee zeigen eine relativ hohe Belastung mit Radon. Regionen, in denen Granit, Schwarzschiefer, Bauxit und früher Uran abgebaut wurden, sind höher belastet als andere Regionen. Grundsätzlich ist in diesen Gebieten die Belastung in Gebäuden höher als im Freien. Gebäude aus Naturstein und mit Lehm gebaute Fachwerkhäuser sind dabei höher belastet als moderne Gebäude.

Gibt es Radon Risikogebiete in Deutschland?

Als Radon Risikogebiete gelten in Deutschland bestimmte Regionen in Oberbayern, Niederbayern, in Oberfranken und in der Oberpfalz. Insbesondere in Ostbayern, in Grenznähe zu Tschechien und Österreich werden hohe Radonkonzentrationengemessen. Die ehemaligen Wismut-Abbaugebiete in Sachsen und Thüringen, die Eifel und verschiedene kleinere Regionen werden ebenfalls als Radon Risikogebiete angesehen. Ob die Radonbelastung tatsächlich ein Risiko darstellt, kann nur durch eine Messung mit einem geeigneten Radon Messgerät festgestellt werden.

Wann ist ein Haus besonders durch Radon gefährdet?

Grundsätzlich gefährdet sind Gebäude, die in einem Gebiet liegen, in dem eine hohe Radonkonzentration in der Luft bekannt oder zu erwarten ist. Ältere Gebäude, die vor 1960 gebaut wurden, Gebäude die keine durchgehende Bodenplatte haben oder nicht unterkellert sind, sind laut BfS ebenfalls besonders gefährdet. Zeigen sich im Kellerbereich Risse oder Spalten in der Gebäudehülle, oder wenn Leitungsdurchführungen nicht abgedichtet wurden, dann ist die Gefahr einer hohen Belastung in den Innenräumen durch Radon in bestimmten Regionen ebenfalls sehr hoch. Gleiches gilt laut BfS für Keller mit einem Natursteingewölbe.

Das BfS hat dazu auch ein Video veröffentlicht: https://www.bfs.de/SharedDocs/Videos/BfS/DE/ion-radon.html

Wie wird die Radonbelastung gemessen?

Für die Messung der Radonkonzentration in der Raumluft stehen passive und aktive Radon Messgeräte* zur Verfügung. Einfach und preiswert ist die Messung mit einem passiven Radon Messgerät. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Plastikdose, in die das Radon aus der Raumluft eindringen kann. Im Inneren der Plastikdose befindet sich eine Detektorfolie. Auf der Folie hinterlassen die beim Zerfall des Radons entstehenden Alpha-Teilchen auswertbare Spuren. 

Anhand dieser Spuren kann die Radonkonzentration im betreffenden Raum ermittelt werden. Für die Auswertung ist jedoch ein relativ hoher labortechnischer Aufwand erforderlich. Die Messdosen werden daher nach Ablauf der Prüfzeit an ein Labor eingesendet, das die Auswertung vornehmen kann. Ein passives Radon Messgerät ist jedoch günstig, sodass eine Messung insgesamt nur etwa 30 bis 50 Euro kostet. Aufgestellt werden die Messgeräte im Keller und in den Räumen, in denen sich die Bewohner die meiste Zeit aufhalten. Beispielsweise im Wohnzimmer, in den Kinderzimmern und im Schlafzimmer. Der Messzeitraum sollte 12 Monate betragen, um einen Durchschnittswert zu erhalten. Passive Radonmessgeräte können Sie bei Laboren bestellen, die auch die Auswertung durchführen. Eine Liste finden Sie hier: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/schutz/messen.html 

Mit einem aktiven Radon Messgerät werden Kurzzeit-Messungen durchgeführt. Diese Messgeräte können bis zu mehrere Tage eingesetzt werden. Die Messergebnisse werden sofort angezeigt. Allerdings müssen Sie beachten, das mit einem aktiven Radon Messgerät immer nur eine Momentaufnahme festgehalten werden kann. Verlässliche Aussagen über die Belastung im Jahresverlauf sind mit diesen Messgeräten nicht möglich. Sie eignen sich daher nur, um einen ersten Überblick über die Radonbelastung zu gewinnen und Messstellen für eine Langzeitmessung zu bestimmen.

Mehr zum Thema Radon finden Sie auch in einem Handbuch des BfS: https://www.bfs.de/SharedDocs/Downloads/BfS/DE/broschueren/ion/radon-handbuch.pdf?__blob=publicationFile&v=9


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