Formaldehyd ist ein Stoff, der als karzinogen (krebserregend) gilt. Er ist häufig in Klebstoffbestandteilen von Holzwerkstoffen zu finden, so auch in Möbeln oder Bauprodukten. Der Stoff wird bereits sehr lange eingesetzt und dient als Konservierungsmittel. Seit Formaldehyd als Klebstoffbestandteil genutzt wird, nahm die Verwendung drastisch zu. Bis vor kurzem galt Formaldehyd als „vermutlich Krebs erzeugend“, doch 2014 stufte die EU den Stoff als „kann Krebs erzeugend“ ein.
Was bedeutet die Einstufung der EU?
Ein Stoff gilt als krebserzeugend, wenn er Krebs hervorrufen kann oder die Häufigkeit erhöht. Um die Einstufung „kann Krebs erzeugen“ zu bekommen, muss aus tierexperimentellen Versuchen und Erfahrungen bei Nutzung von Menschen angenommen werden, dass Krebs durch den Stoff ausgelöst werden kann. In diesem Fall gibt es Verwendungsbeschränkungen und Empfehlungen, wie der karzinogene Stoff umgangen werden kann.
Formaldehyd wurde an Ratten getestet und es wurde nachgewiesen, dass diese vermehrt an Tumorbildungen in der Nasenhöhle litten.
In wissenschaftlichen Studien wurde außerdem festgestellt, dass eine erhöhte Formaldehyd-Belastung am Arbeitsplatz eines Menschen zu einem Anstieg der Krebsrate in der Nasennebenhöhle und des Nasenrachenraums führte. Eine Gegenstudie konnte diese Belege allerdings nicht bestätigen, so dass nur eine Einstufung in Kategorie 1B (kann Krebs erzeugen) und nicht in die Kategorie 1A (erzeugt bekanntermaßen Krebs) erfolgte.
Wie gefährdet Formaldehyd den Menschen
Um tatsächlich negative Auswirkungen auf die Gesundheit zu haben, müssen beim Umgang mit Formaldehyd mehrere Faktoren zusammentreffen. In Tierexperimenten zeigte sich, dass nur bei einer sehr hohen Belastung mit Schleimhautschädigung eine erhöhte Krebsrate zu verzeichnen war. Unterhalt der Belastungsgrenze ist nicht mit gehäuften, karzinogenen Erkrankungen zu rechnen.
Unabhängig von der Krebswahrscheinlichkeit kann Formaldehyd jedoch andere, gesundheitliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben. Hierzu gehören:
- Entstehung von Depressionen und Panikattacken
- Schlafstörungen
- Übelkeit
- Bewusstlosigkeit
- Entstehung oder Verstärkung von Asthma
Wo kommt Formaldehyd vor?
Sehr geringe Mengen an Formaldehyd sind sogar in Lebensmitteln vorhanden, allerdings haben diese keine Auswirkung auf die Gesundheit.
Deutlich höher ist der Gehalt hingegen in Holzwerkstoffen. Schuld ist der verwendete Holzleim, der Formaldehyd enthält. Es wird in Emissionsklassen eingeteilt, wie hoch der Ausstoß bei Holzprodukten ist. Sie sollten darauf achten nur Holz zu kaufen, bei dem die Emissionsklasse 0 beträgt.
In Dispersionsfarben und Lacken ist als Konservierungsmittel ebenfalls häufig Formaldehyd enthalten. Doch auch in Kleidung oder Polstermöbeln, sowie Teppichen kann der Stoff vorkommen.
Vor vielen Jahren war Formaldehyd in Waschmitteln sehr stark konzentriert, mittlerweile gibt es Grenzwerte. In Industriereinigern gelten diese Werte nicht, daher sind sie besonders belastet.
Eine Kombination aus Melamin und Formaldehyd sorgt dafür, dass Geschirr aus Melamin besonders lange haltbar ist. Wird das Geschirr erhitzt, beispielsweise in der Mikrowelle, können Formaldehyd-Gase freigesetzt werden.
Ebenfalls eine Quelle für Formaldehyd stellen Dämmstoffe dar, die beim Hausbau verwendet werden. Sowohl Dämmwolle, als auch Isolierschaum ist hiervon betroffen.
Wie können Sie sich vor Formaldehyd schützen?
Beim Kauf von Holzbaustoffen sollten Sie tatsächlich auf die Emissionsklasse achten. Bei einer Emissionsklasse von 0 ist der Ausstoß so gering, dass Sie keine gesundheitlichen Schäden befürchten müssen.
Haben Sie zu Hause offene Holzleim Verpackungen oder Farben und Lacke, sollten Sie diese nicht in der Wohnung aufbewahren. Der Gefahr einer Ausdunstung ist gegeben, selbst wenn die Verpackung provisorisch verschlossen wurde. Gute Lagerplätze sind der Balkon, die Garage oder der Garten.
Es gibt einige Pflanzen, die in der Lage sind Formaldehyd abzubauen. Hierzu gehören Efeu, Aloe Vera, Grünlililien und Drachenbäume.
Auch der Kauf von Massivholzmöbeln ist ein Gewinn für Sie. Anders als bei Spanplatten wird hier kein Leim verwendet. Gleiches gilt für Vollholzparkett, anstelle von Laminat. Fehlender Leim bedeutet fehlendes Formaldehyd.
Verzicht auf Melamin in der Küche
Melamin ist ein sehr bruchsicherer Kunststoff, der in der Küche immer häufiger verwendet wird. Melamin ist eine Zusammensetzung aus Melaminharz und Formaldehyd. Beide Stoffe dürfen bestimmte Grenzwerte in der EU nicht überschreiten, sie gelten als potentiell gefährlich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat festgestellt, dass Melamin-Geschirr bei Erhitzung Formaldehyd freietzen kann. Hier werden Grenzwerte überschritten, was eine Gesundheitsgefahr darstellt.
Heiße Lebensmittel sollten nicht mit Melamin-Geschirr in Berührung kommen. Auch sollte das Geschirr nicht in der Mikrowelle erhitzt werden. Als Alternative werden immer mehr Bambusprodukte hergestellt. Geschirr aus Bambus ist zwar nicht hitzeresistent, enthält aber auch keine Schadstoffe und gilt als sehr stabil.
Ebenfalls gut geeignet ist echtes Porzellan, denn hier wird kein Formaldehyd zugesetzt. Porzellan kann zudem fast immer in der Spülmaschine gereinigt und in der Mikrowelle genutzt werden.
Formaldehyd in Kleidung vermeiden
Es gibt immer mehr Kleidungsstücke, die als schmutzabweisend oder bügelfrei gelten. Um diese Eigenschaft zu erzeugen, wird Formaldehyd genutzt. Es wird dann auch empfohlen, das Kleidungsstück vor Benutzung zu waschen. Wenn Sie bevorzugt Kleidung aus naturbelassenen Materialien ohne Zusatzfunktionen kaufen, können Sie eine Formaldehyd-Belastung oft vermeiden.