Weichmacher – eine noch immer unterschätzte Gefahr
Weichmacher haben die Funktion, andere Stoffe geschmeidiger, elastischer und weicher werden zu lassen. Ihre Funktionsweise ähnelt einem Lösungsmittel: Die Kunststoffe quellen auf und geraten in einen gelartigen Zustand. Gefahren für den Menschen entstehen, wenn Weichmacher aus dem eigentlich für sie bestimmten Stoff entweichen und in menschlichen Körper übergehen. Weichmacher haben die Eigenschaft, in benachbarte Stoffe wandern zu können und dort Reaktionen zu erzeugen. Sichtbar wird diese Eigenschaft, wenn ein Weichmacher aus einem Kunststoff entweicht und einen benachbarten Stoff weich werden lässt, wobei der Kunststoff selbst härter, spröder und rissig wird.
Wo sind Weichmacher im Haushalt enthalten?
Im Jahr 2012 wurden 87 Prozent der erzeugten Weichmacher in Kunststoffprodukten eingesetzt. Weichmacher finden Sie im Haushalt unter anderem in Kabeln, Folien und Kinderspielsachen. Ebenso sind Weichmacher in Farben, Lacken und Gummiprodukten enthalten. Klebstoffe können ebenfalls Weichmacher enthalten. Achten Sie beim Kauf von Kunststoffprodutek – vor allem bei Kinderspielzeug oder Schnullern – auf die Angabe: „Frei von Phthalaten“. 70 Prozent der eingesetzten Weichmacher gehören der Gruppe der Phthalate an.
Welche gesundheitlichen Auswirkungen muss ich durch Weichmacher befürchten?
Bei der Bezeichnung „Weichmacher“ handelt es sich um eine Gruppe von verschiedenen Stoffen, sodass keine konkreten allgemeinen Angaben hinsichtlich der Toxizität möglich sind. Im Haushalt kommen vor allem Weichmacher vor, die die Aufgabe haben, spröde Kunststoffe geschmeidig werden zu lassen. Die sogenannten Phthalaten stehen im Verdacht, bei Männern Unfruchtbarkeit zu erzeugen. Sie sind in ihrer Wirkung bestimmten Hormonen ähnlich, was die Wirkung auf die Fruchtbarkeit erklärt. Die Europäische Union hat die Phthalate DEHP, DBP und BBP als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Die Verursachung von Diabetes ist eine weitere unerwünschte Folge der Weichmacher. Einige Schnuller, Trinkflaschen und andere Produkte aus dem Bereich Babyzubehör enthalten Bisphenol A, das als Antioxidans zugesetzt wird. Es wirkt sich ebenfalls schädlich auf die Gesundheit des Menschen aus.
Wie gelangen Weichmacher in den Körper?
Weichmacher, die beispielsweise in Parkscheinen, Rechnungen oder Eintrittskarten enthalten sind, gelangen mit der Haut in Kontakt. Sie wandern über den Hautkontakt in den menschlichen Körper. Kosmetika können ebenfalls Weichmacher enthalten. Hierbei wandern die Stoffe tief in die Haut und schließlich in den Körper. Eine weitere Eintrittspforte ist der Mund. Gelangen Lebensmittel mit Plastikverpackungen in Berührung, die Weichmacher enthalten, so enthalten letztendlich auch die betreffenden Lebensmittel die schädlichen Stoffe. Wenn Sie die kontaminierten Lebensmittel essen, nehmen Sie über die Nahrung die Weichmacher auf. Dieser Übertragungsweg als die häufigste Form. Ein Beispiel sind Plastikflaschen, wie sie für Wasser oder Süßgetränke verwendet werden.
Tipp: Kaufen Sie Getränke in Glasflaschen und reduzieren Sie dadurch den Kontakt Weichmachern.
Schalen für Lebensmittel – beispielsweise Fleisch und Obst – bestehen häufig aus Polyethylen und Polypropylen, die im Allgemeinen keine Weichmacher enthalten. Gewissheit besteht hierzu jedoch nicht, sofern für das betreffende Produkt kein expliziter Test vorliegt. Daher ist es anzuraten, soviel wie möglich auf den Gebrauch von Plastikverpackungen zu verzichten. Die Umwelt wird geschont und das Risiko, dass Sie sich Weichmachern aussetzen, sinkt.
Farben und Lacke enthalten Weichmacher
Die Aufnahme von Weichmachern ist auch mittels Inhalation möglich. Sind die schädlichen Stoffe in Farben oder Lacken enthalten. Nach und während dem Streichen entweichen Schadstoffe und halten sich in der Luft auf. Es handelt sich hierbei nicht nur um Weichmacher, sondern um zahlreiche weitere teilweise giftige Stoffe. Ein chemischer Geruch ist stets ein alarmierendes Zeichen, jedoch ist die Geruchsfreiheit keine Garantie für Schadstofffreiheit, da nicht alle Stoffe über einen vom Menschen wahrnehmbaren Geruch verfügen.
Wie schütze ich meine Kinder vor Weichmachern?
Erste Gefahren entstehen bereits im Säuglingsalter. Kinderspielzeug aus Plastik, Schnuller, Beißringe und viele weitere Produkte können Weichmacher enthalten. Achten Sie auf entsprechende Angaben auf der Verpackung. Leider müssen Sie davon ausgehen, dass bei fehlender Angabe zu Weichmachern auf der Verpackung diese Schadstoffe enthalten sein können. Weitere Hinweise erhalten Sie bei direkter Nachfrage beim Hersteller oder durch unabhängige Produktprüfungen – beispielsweise den TÜV oder Stiftung Warentest. Die EU hat bereits reagiert und Phthalatweichmacher in Kinderspielzeug verboten. Allerdings haben Tests nachgewiesen, dass in Buntstiften oftmals schädliche Stoffe noch enthalten sind. Kauen Ihre Kinder beim Malen auf den Stiften, dann nehmen sie die Weichmacher in den Körper auf.
Sind Weichmacher in Produkten verboten?
In der EU wurden zahlreiche Richtlinien erlassen, sodass sich der Anteil an Produkten mit Weichmachern deutlich verringert hat. Jedoch finden Sie in Produkten aus fernöstlichen Ländern in vielen Fällen Weichmacher. Achten Sie Hinweise wie „frei von Weichmachern/Phthalaten“ und „BPA-frei“. Eine Schwachstelle existiert noch: BPA-frei darf nicht mit Bisphenol-frei gleichgesetzt werden. Verwenden die Hersteller ein von Bisphenol A verschiedenes Bisphenol, das nicht der Deklarationspflicht unterliegt, dann ist die Angabe BPA-frei trotz enthaltener Weichmacher möglich.
Fazit: Weichmacher stellen eine Gesundheitsgefahr dar, sind jedoch in zahlreichen Alltagsgegenständen enthalten. Achten Sie auf entsprechende Angaben auf den Verpackungen und vermeiden Sie Plastik so weit wie möglich.