Luftfeuchtigkeit in der Wohnung messen

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Eine optimale Luftfeuchtigkeit in den eigenen vier Wänden ist wichtig für das persönliche Wohlbefinden und beugt zudem Schimmelbildung vor. Sie können mittels unterschiedlicher Geräte und Methoden feststellen, ob eine ideale Raumfeuchte vorherrscht. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie die Luftfeuchtigkeit in Ihrer Wohnung messen und welche Werte am besten eingehalten werden sollten.

Was ist Luftfeuchtigkeit?

Luftfeuchtigkeit bezieht sich auf den Anteil des Wasserdampfs in der Luft. Weil Temperatur und Druck Einfluss darauf haben, wie viel Wasserdampf ein bestimmtes Luftvolumen enthalten kann, unterscheidet man zwischen absoluter Luftfeuchtigkeit und relativer Luftfeuchtigkeit. Absolute Luftfeuchtigkeit bezeichnet die Wasserdampfmasse in einem bestimmten Luftvolumen. Sie wird mit der Einheit g/m3 angegeben. Relative Luftfeuchtigkeit bezieht sich auf das Verhältnis zwischen der maximal möglichen Wasserdampfmasse in der Luft und der tatsächlich enthaltenen Menge. Die relative Luftfeuchtigkeit wird in Prozent angegeben.

Welchen Einfluss hat Luftfeuchtigkeit in der Wohnung?

Eine höhere relative Luftfeuchtigkeit wird von vielen Menschen als unangenehm empfunden. Vor allem im Sommer führt eine hohe Luftfeuchtigkeit dazu, dass der Schweiß nicht verdunstet und man sich schneller matt fühlt. Gleichfalls kann eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit zur Folge haben, dass Nase und Mund schneller austrocknen. Dadurch werden die Schleimhäute gereizt und das Infektionsrisiko steigt.

Ab welcher Luftfeuchtigkeit man sich unwohl fühlt, hängt von der Temperatur ab. Bei niedrigen Temperaturen vertragen die meisten Menschen eine höhere Luftfeuchtigkeit als bei höheren Temperaturen. Ferner kann eine zu hohe Feuchtigkeit dazu führen, dass sich Schimmel an den Wänden bildet. Die Schimmelbildung wird durch eine Luftfeuchtigkeit von über 70 % über einen längeren Zeitraum hinweg begünstigt. Als Grundsatz gilt, dass für Wohnräume eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % ideal ist.

Wo im Raum Luftfeuchtigkeit messen?

Für ein möglichst unverfälschtes Ergebnis sollten Sie die Messung mit einigem Abstand zu den Fenstern vornehmen, da der Wasserdampf an diesen kondensiert. Ferner darf nicht zu nah an laufenden Heizungen gemessen werden. Soll der spezifische Wert für ein bestimmtes Zimmer ermittelt werden, darf die Messung auch nicht zu nah an einer Tür vorgenommen werden.

Ferner sollten Sie beachten, dass in Bad und Küche stets eine höhere Luftfeuchtigkeit herrscht als in den restlichen Räumlichkeiten. In puncto Luftfeuchtigkeit müssen diese daher separat von der restlichen Wohnung betrachtet werden. Das Gleiche gilt für den Keller, wo aufgrund der Bodennähe und niedrigen Temperaturen eine höhere relative Luftfeuchtigkeit für das vermehrte Schimmelrisiko verantwortlich ist.

Wie kann ich Luftfeuchtigkeit messen?

Es existieren zwei unterschiedliche Verfahren, die relative Luftfeuchtigkeit zu messen. Man unterscheidet zwischen der Taupunktmethode und der Hygroskopie.

Digitales Hygrometer
Digitales Hygrometer | Bild: © magephotography (Algirdas Gelazius)/Depositphotos.com

Bei der Hygroskopie wird die Tatsache genutzt, dass verschiedene Stoffe in begrenztem Maße Wasserdampf aus der Umgebung binden können. Dadurch verändern sich die Eigenschaften dieser Materialien. Auf dieser Basis werden Sensoren gebaut, welche in sogenannten Hygroskopen oder Sensoren wie dem DHT22 zur Anwendung kommen. Alternativ können auch bestimmte Handys in Verbindung mit Hygrometer Apps verwendet werden.

Bei der Taupunktmethode werden keine technischen Geräte eingesetzt. Stattdessen nutzt man einen Spiegel und ein Thermometer, um die Raumfeuchte zu ermitteln. Diese Variante ist jedoch anspruchsvoller und benötigt mehr Zeit.
Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie die einzelnen Messmethoden nutzen können.

Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer messen

Hygrometer erlauben eine präzise Messung der relativen Luftfeuchtigkeit. Es existieren
verschiedenen Varianten. Für den persönlichen Gebrauch in der Wohnung eignet sich ein elektrisches Hygrometer am besten. Seine Nutzung ist mit keinerlei Aufwand verbunden und die meisten elektrischen Hygrometer sind relativ preiswert. Der Nachteil eines einfachen elektrischen Hygrometers ist die höhere Toleranz, weswegen die Messergebnisse nicht hundertprozentig genau sind. Für die Überwachung des Raumklimas reichen diese Geräte jedoch aus.

Eine genauere Variante ist das sogenannte Haarhygrometer. Seine Funktionsweise basiert auf der Veränderung der Länge eines Haares bei der entsprechenden Veränderung der Luftfeuchtigkeit. Mit einem solchen Haarhygrometer ist es möglich, auch kleinste Schwankungen der Luftfeuchtigkeit präzise zu messen. Allerdings sind diese Geräte sowohl in der Handhabung als auch ihrer Pflegebedürftigkeit anspruchsvoll. Bereits geringfügige Schäden machen die Messgeräte nutzlos. Eine Nachjustierung oder Reparatur ist kaum möglich.

Luftfeuchtigkeit mit einer App messen

Als Alternative zum Hygrometer existieren eine Reihe von Apps, welche es erlauben, die relative Luftfeuchtigkeit mit dem Handy zu messen. Die Voraussetzung hierfür ist, dass Ihr Handy über die notwendigen Sensoren verfügt. Ob dies bei Ihrem Handy der Fall ist, müssen Sie notfalls über die Gebrauchsanweisung oder auf der Website des Herstellers in Erfahrung bringen. Aktuell verfügen iPhones ab dem iPhone 6 und iOS 7 über die notwendigen Sensoren. Auch das Samsung Galaxy S4 und das Note 3 sind geeignet. Das S8 besitzt diese Sensoren hingegen nicht.

Bekannte Hygrometer Apps sind:

Für Android:

  • Hygrometer / kostenlos
  • Luftfeuchtigkeit / kostenlos
  • Thermometer Plus / kostenlos
  • Sensors: Temp and Humidity / kostenlos

Für iOS:

  • BluSensor AIR – Hygrometer / kostenlos
  • Thermo-Hygrometer / 2,29 EUR

Sensors: Temp and Humidity für Android sowie Thermo-Hygrometer für iOS sind die beiden Apps, welche die umfangreichsten Daten liefern. Beide ermitteln neben der Luftfeuchtigkeit auch die Temperatur. Temp and Humidity bereitet die ermittelten Werte dabei in übersichtlichen Grafiken auf. Thermo-Hygrometer bietet hingegen einen Feuchtigkeit-Temperatur-Index, der Aufschluss darüber gibt, ab welchen Werten mit gesundheitlichen Beschwerden zu rechnen ist. Allerdings ist diese App im Gegensatz zu allen anderen Varianten nicht kostenlos.

Es existieren noch weitere Hygrometer Apps. Diese messen jedoch nicht wirklich die Luftfeuchtigkeit am entsprechenden Ort, sondern übermitteln lediglich die Wetterdaten für den aktuellen Standort. Diese beziehen sich nur auf den Außenbereich. Dieser Trick lässt sich daran erkennen, dass solche Apps eine Berechtigung für den Standortzugriff benötigen.

Für Bastler: Luftfeuchtigkeit messen mit Arduino / Raspberry Pi

Eine weitere Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit zu messen, bieten die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitssensoren DHT11 und DHT22. Diese lassen sich wahlweise zusammen mit dem Arduino oder dem Raspberry Pi ansteuern und verwenden. Gegenüber dem DHT11 verfügt der DHT22 über eine bessere Messgenauigkeit. Er kann die Luftfeuchtigkeit bis auf 2 % genau und die Temperatur mit einer Abweichung von ±0,5 °C messen.

Aufgrund der Baugleichheit der Sensoren können beide auf die gleiche Weise an den Arduino bzw. Raspberry Pi angeschlossen werden. Dafür werden zusätzlich ein Steckbrett, ein Widerstand (4,7 Kiloohm) sowie einige Kabel benötigt.

Anschluss:
Der DHT22 verträgt eine Spannung zwischen 3,3 und 5,5 Volt. Weil die GPIO-Pins des Raspberry Pi lediglich 3,3 Volt aushalten, wird PIN 1 des Sensors an die Stromversorgung (3,3V) angeschlossen. Beim Arduino kann PIN 1 hingegen mit dem 5V-Anschluss verbunden werden. PIN 2 ist die Datenleitung und wird über einen Widerstand mit 4700 Ohm und die Stromversorgung mit PIN 4 verbunden. PIN 4 müssen Sie mit der Masse des Raspberry Pi bzw. des Arduino verbinden. PIN 3 wird nicht benötigt und kann daher unbelegt bleiben.

Zum Auslesen der Daten kann beispielsweise die Adafruit-Software von Github heruntergeladen werden. Nachdem diese installiert ist, lässt sich das Skript öffnen, welches Temperatur und Luftfeuchtigkeit anzeigt.

Wie messe ich die Luftfeuchtigkeit richtig?

Um ein möglichst genaues Ergebnis zu erhalten, sollten Sie die Messung in der Mitte des Raumes durchführen. Sowohl mit dem Hygrometer als auch mit der App oder dem DHT22 werden Sie nach kurzer Zeit einen prozentualen Wert der momentanen Luftfeuchtigkeit haben. Aufgrund der Tatsache, dass die relative Luftfeuchtigkeit abhängig von der Raumtemperatur ist, zeigen die meisten Hygrometer und Apps sowie der DHT22 die aktuelle Temperatur gleich mit an.

Wie messe ich die Luftfeuchtigkeit ohne Hygrometer oder ähnliche Sensoren?

Falls Sie die Luftfeuchtigkeit ohne Zuhilfenahme eines technischen Sensors messen wollen, können Sie dies mittels der Taupunktmethode tun. Hierfür benötigen Sie eine Metallplatte oder einen Spiegel sowie ein Thermometer. Kühlen Sie den Spiegel bzw. die Platte mittels eines Kühlpacks oder Eiswürfeln an der Unterseite ab. Halten Sie dabei das Thermometer an die Oberfläche. Die kälter werdende Fläche kühlt auch die umgebende Luft ab, wodurch sich deren Kapazität, Wassermoleküle aufzunehmen, verringert. Dies hat zur Folge, dass die relative Luftfeuchtigkeit ansteigt. Ist die Luft vollständig gesättigt, führt weiteres Abkühlen dazu, dass auf der Oberfläche Wasser kondensiert.

Wenn sich die ersten Tropfen bilden, müssen Sie auf das Thermometer achten. Die Temperatur, bei welcher es zur Kondensation kommt, wird als Taupunkt bezeichnet. Ist die Luftfeuchtigkeit des Raumes zu Beginn der Messung bereits hoch, liegt der Taupunkt bei einer höheren Temperatur. Mittels der Taupunktkurve können Sie nun herausfinden, wie hoch die ursprüngliche Luftfeuchtigkeit war.

Welches ist die optimale Luftfeuchtigkeit?

Die optimale Luftfeuchtigkeit variiert je nach Raum und Temperatur. In den Wohn- und Arbeitsräumen sowie im Kinderzimmer ist eine Temperatur zwischen 20 und 23 Gard sowie eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % ideal. Im Schlafzimmer und in der Küche kann eine ähnliche Luftfeuchtigkeit angepeilt werden, wobei die optimale Temperatur leicht niedriger zwischen 17 und 18 Grad liegt. Im Badezimmer sollte die Temperatur hingegen ebenfalls zwischen 20 und 23 Grad liegen, die Luftfeuchtigkeit darf sich jedoch zwischen 50 und 70 % einpendeln. Generell gilt, dass die optimale Luftfeuchtigkeit bei einer höheren Raumtemperatur niedriger sein sollte.

Luftfeuchtigkeit in der Wohnung und draußen vergleichen

Mittels Hygrometer, App oder Sensor kann auch die äußere Luftfeuchtigkeit gemessen werden. Gleichfalls lassen sich die entsprechenden Werte mittels einer Wetter-App in Erfahrung bringen. Im Sommer ist die Luftfeuchtigkeit in Deutschland während der Mittagszeit und nachmittags am niedrigsten. Morgens und nach Sonnenuntergang ist die Luftfeuchtigkeit hingegen am höchsten. Im Winter ist die Luftfeuchtigkeit tagsüber hoch und nachts niedriger.


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